Anrede in Aktionärsbriefen: Wie die Zielgruppe adressieren?

Manfred Piwinger, Autor diverser IR-Bücher und vormals verantwortlich für die innovativen Geschäftsberichte von Vorwerk, hat gerade im PR-Journal einen kritischen Blick auf die Anrede in den Aktionärsbriefen der DAX 30 Gesellschaften geworfen.
Er diagnostiziert eine große „Norm-Unsicherheit“ in der Ansprache und sieht zahlreiche „stilkritikwürdige“ Varianten. Allerdings scheinen sich die Unternehmen durchaus Gedanken über die optimale Anrede zu machen: Nur drei Unternehmen (Linde, Lufthansa, Munich Re) belassen es laut Piwinger bei der herkömmlichen Standard-Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“. Ansonsten treffe man zunehmend auf eine „Häufung zeitgeistiger Formen“. So werde das Wort „liebe“ (Nähe-Form) in der Anrede inzwischen recht häufig verwendet, ob in Verbindung mit „Leserinnen und Leser“ (Beiersdorf und SAP), mit „Freunde des Unternehmens“ (Henkel) oder den vielfach angesprochenen „Aktionärinnen und Aktionäre“.

Piwinger Favorit ist klar: Klassisch, und im angloamerikanischen Sprachgebrauch (meist: „Dear Shareholders“) auch klar dominierend, sei die einzig von der Allianz genutzte Anrede mit „Sehr geehrte Investoren“ – um diese gehe es ja schließlich. Freilich: Für den von vielen Unternehmen bevorzugten Begriff der Aktionäre gilt dies ebenso – ob nun „lieb“ oder „geehrt“. Nur dass man sich auf diese Weise den Zirkus mit der gendergerechten Sprache schenken kann: Von Investorinnen jedenfalls war bisher noch nicht zu lesen…