Imageteile der Geschäftsberichte 2019 – Umfang sinkt deutlich

23. Oktober 2020

Von Patrick Sutter
und Vanessa Herzog

Imageteil: The New Normal?

 Der Imageteil des Geschäftsberichts galt lange als „Kür“. Im Jahr 2010 setzten noch 29 der 30 DAX-Unternehmen auf einen Imageteil. Im Geschäftsjahr 2019 sind es nur noch die Hälfte. Und der Umfang wird immer kürzer.

Der Geschäftsbericht zählt zu den wichtigen Publikationen in der Finanzkommunikation. In den vergangenen Jahren konnten wir vielfältige Veränderungen feststellen. Mittlerweile setzen viele Unternehmen nur noch auf die digitale Vervielfältigung, ein Druck von hunderten Exemplaren findet aus Umwelt- und Kostengründen seltener statt. Auch der Imageteil unterliegt einem Wandel. Im zweiten Teil unserer Serie werfen wir einen Blick auf den Trend, der sich schon länger abzeichnet.

Insgesamt 15 DAX-Unternehmen wählten auch für das Jahr 2019* diesen nicht verpflichtenden Bestandteil des Geschäftsberichtes. Sie setzen dies aber ganz unterschiedlich um. So gibt es 10 Print-Imageteile und 5 Online-Umsetzungen. Vermehrt wird dabei ein stärkerer Fokus auf Onlineinhalte gesetzt; oft findet man nur noch einen sehr kurzen Verweis im Print-Geschäftsbericht bzw. im PDF auf Inhalte der eigenen Website (Imageteil, „Magazin“ oder „Themenwelten“, die online zu finden sind). Die Unternehmen Adidas, BASF, BMW, Continental und Henkel verzichten auf eine aufwendige Print-Umsetzung und verlagern den Imageteil ins Internet als HTML-Version. Einen mehrseitigen Print-Imageteil (mehr als 4 Seiten) findet man dagegen nur noch bei sehr wenigen Unternehmen. Konkret sind es 7 der 29 untersuchten DAX-Unternehmen (Covestro, Daimler, Beiersdorf, Fresenius Medical Care, MTU Aero Engines, RWE und Vonovia).

Imageteil verlagert sich ins Internet

Eine umfangreiche Onlineversion des Imageteils weisen unter anderem Adidas, BASF und BMW vor. Diese Unternehmen haben auch bereits im vergangenen Jahr 2018 auf eine aufwendige Onlineaufbereitung gesetzt. Für den aktuellen Bericht 2019 verzichtet aber beispielsweise Adidas auf das Print-Pedant (nur eine Hinweisseite im Geschäftsbericht). 2018 hatte der Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach noch mehrere Seiten in den Geschäftsbericht integriert. Covestro, Daimler und Vonovia haben 2019 sowohl Print als auch Online im HTML-Format einen hochwertigen Imageteil erstellt.

Bei der Analyse der Print-Berichte wird deutlich, dass die Unternehmen den Imageteil auf wenige Seiten kürzen. Der Durchschnitt der „klassischen“ Print-Imageteile im Rahmen der Berichterstattung liegt nur noch bei rund 15 Seiten. Zum Vergleich: im Jahr 2018 waren es noch rund 25 Seiten.

Fazit: Die Bedeutung des Print-Imageteils nimmt weiter ab. Immer mehr Unternehmen setzen auf die Website und erzählen dort ihre Equity Story. Ein Print-Imageteil kann sinnvoll sein, wenn das Unternehmen die Informationen auch zweitverwerten kann bzw. die erzählte Story auch online fortgeführt wird. Ob es im Corona-Jahr 2020 eine Zäsur für den Imageteil geben wird, bleibt abzuwarten. Es ist aber davon auszugehen, dass der Imageteil bei einigen Unternehmen den Sparmaßnahmen zum Opfer fällt. Umso mehr ist dann die Investor Relations Abteilung gefordert, neben den Zahlen eine interessante Equity Story zu erzählen – auch ohne Imageteil.

*Wie im ersten Teil unserer Analyse haben wir uns 29 Geschäftsberichte untersucht. Wirecard legte keinen Bericht vor. Lufthansa war zum Zeitpunkt der Berichtsveröffentlichung noch ein DAX-Unternehmen, Deutsche Wohnen noch nicht.