Analyse der DAX-Geschäftsberichte 2020

13.09.2021

 

 

Teil 1: Seitenumfang – deutlicher Zuwachs im Corona-Jahr 2020

Wie auch in den vergangenen Jahren untersuchen wir die Geschäftsberichte der 30 DAX-Unternehmen. Im ersten Teil analysieren wir den Seitenumfang aller Berichte. Das Ergebnis: im Durchschnitt ist der Seitenumfang deutlich gestiegen.

Zum letzten Mal bezieht sich unsere Analyse auf die 30 DAX-Unternehmen. Bekanntlich stockte die Deutsche Börse den DAX auf 40 Konzerne auf. Ab dem 20. September 2021 wird der wichtigste deutsche Aktienindex 40 Werte enthalten.
Ein weiterer Hinweis zu unserer Untersuchung: In unserer Analyse ist die Beiersdorf AG noch enthalten, obwohl Siemens Energy die Beiersdorf-Aktie im März 2021 im DAX ersetzt hat. Allerdings war Siemens Energy zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Geschäftsberichts im Dezember 2020 noch kein DAX-Mitglied. Daher haben wir Beiersdorf (Veröffentlichung des Berichts im Februar 2021) für die Analyse berücksichtigt.

Anstieg auf 271 Seiten
Das Ergebnis ist durchaus überraschend. Während in den vergangenen Jahren der Seitenumfang stabil im Bereich von 250 bis 260 Seiten lag, hat sich der Umfang der Geschäftsberichte im Jahr 2020 deutlich verändert. Der Durchschnitt 2020 liegt bei rund 271 Seiten und ist demnach im Vergleich zum Vorjahr um 14 Seiten gestiegen. Der durchschnittliche Bericht umfasste 2019 nur 257 Seiten.

Im Langfristvergleich steuert der Bericht damit in Richtung der 300-Seiten-Marke zu. Zum Vergleich: Während der Durchschnitt 2000 noch bei 134 Seiten lag, stieg er in den Jahren 2005 auf 194 und 2010 auf 280 Seiten an. In den darauffolgenden Jahren stagnierte der Seitenumfang unter der Marke von 260 Seiten.

 

Deutsche Bank erneut mit umfangreichstem Bericht
Wie auch in den vergangenen Jahren veröffentlichte die Deutsche Bank den umfangreichsten Geschäftsbericht. Mit einer Seitenanzahl von 513 Seiten ist der Bericht der Deutschen Bank vier Mal so lang wie der kürzeste Geschäftsbericht von Linde mit nur 124 Seiten. Für den 2020er Bericht benötigte Linde mit Abstand am wenigsten Seitenzahlen.
Volkwagen legte wie im Vorjahr den zweitlängsten Bericht (371 Seiten) über das vergangene Geschäftsjahr vor. Auf Platz 3 folgt der Autohersteller BMW mit 368 Seiten. Der Automobilkonzern aus München berichtete deutlich umfangreicher als ein Jahr davor – der Anstieg beträgt immerhin 106 Seiten, während der Bericht 2019 nur 262 Seiten umfasste. Weitere erhebliche Veränderungen gab es bei Adidas, Fresenius und Covestro mit deutlichen Zuwächsen von 80, 61 bzw. 46 Seiten, um über das Geschäftsjahr zu berichten. Eine deutliche Verringerung des Seitenumfangs verzeichnete hingegen Daimler. Der Seitenumfang des Berichts sank von 350 auf 267 Seiten.

EU-Richtlinie für Nachhaltigkeitsberichterstattung
Für die nächsten Jahre ist davon auszugehen, dass der Umfang der Berichte weiter steigen dürfte. Im April legte die Europäische Kommission einen Vorschlag zur Anpassung der CSR-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) vor. Die Änderungen würden dann bereits die Berichtsperiode 2023 betreffen. Dabei geht es insbesondere um die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die dann zwingend im Lagebericht erfolgen muss. Die Möglichkeit einer separaten Berichterstattung wurde aus der Richtlinie gestrichen. Das bedeutet: bei einigen Unternehmen wird der Lagebericht – und damit auch der Geschäftsbericht – künftig deutlich umfangreicher.

Autor:
Patrick Sutter